Activity of Carl Schuricht
with
the Dresden Philharmonic Orchestra
Thanks to Mr. Holger Zeh of the web-page of the Dresden Philharmonic Orchestra, Germany.
In den Jahren 1930 bis 1944 erschien - mit einigen Unterbrechungen - Carl Schuricht
als wohl haeufigster Gastdirigent am Pult der Dresdner Philharmonie
und wurde schliesslich "Chef . 1922 zum Generalmusikdirektor der Stadt
Wiesbaden berufen, eroberte er sich von hier aus saemtliche Zentren des
deutschen und europaeischen Musiklebens und erwarb den Ruhm, einer der
fuehrenden deutschen Dirigenten seiner Zeit zu sein. Im Februar 1930 kam er
das erste Mal nach Dresden. Ueber sein Debuet bei der Philharmonie, das vom
Mitteldeutschen Rundfunk direkt uebertragen wurde - mit einer
Haydn-Sinfonie, drei Teilen aus Mendelssohns "Sommernachtstraum-Musik",
dem "Roemischen Karneval" von Berlioz, "Francesca da Rimini" von
Tschaikowski und Liszts 2. Ungarischer Rhapsodie - berichtete der
"Dresdner Anzeiger" (vom 23. Februar 1930) u.a.: "Ein Konzert des
Wiesbadener Generalmusikdirektors Carl Schuricht brachte dem in Dresden
noch unbekannten Dirigenten einen sehr starken Erfolg. Schuricht gehoert
zu den Orchesterleitern, die den Verlauf des musikalischen Geschehens
nicht nur durch rhythmische Bewegungen der Haende und Arme beeinflussen,
sondern die zur Verdeutlichung ihrer Absichten den ganzen Koerper in
einem Masse mitwirken lassen, dass der Hoerer - ob er will oder nicht -
eine regelrechte Pantomime neben der Musik erlebt... Schuricht ist
Musiker von heissem Blut. Was er anfasst, erhaelt den Schwung und den
Glanz einer temperamentvollen Darstellung. Er hat seine Partituren bis
auf die letzte kleine Note im Kopf, dirigiert alles auswendig und weiss
am eigenen Temperament das Temperament seiner Kuenstler zu entzuenden."
Schurichts ungemein aktive, auf geistige Verdichtung und gefuehlsmaessige
Vereinfachung, ja Entsentimentalisierung zielende Musizierweise zog die
Philharmoniker wie die Dresdner Musikfreunde von Konzert zu Konzert mehr
in ihren Bann. Neben grossen Klassiker- und Romantikerinterpretationen
schenkte der Dirigent seinen Hoerern schon im ersten Dresdner Gastspieljahr
auch eine subtil ausgefeilte Darbietung von Mahlers 6. Sinfonie. In den
Spielzeiten 1942/43 und 1943/44, die nach dem Weggang Paul van Kempens ganz
im Zeichen von Gastdirigenten standen, trug er die Hauptlast aller Dirigate.
Er wurde nun so etwas wie "Chef-Gastdirigent", der sich auch - gleichsam
kommissarisch - um die Leitungsgeschaefte des Institutes kuemmerte.
So war es ganz folgerichtig, dass sich, nachdem vergeblich mit Otto Matzerath,
Generalmusikdirektor am Badischen Staatstheater in Karlsruhe, verhandelt
worden war, die Hoffnungen der Philharmoniker ausschliesslich auf Schuricht
richteten, dessen kuenstlerische und menschliche Qualitaeten ihn als idealen
Chefdirigenten und berufenen Nachfolger vam Kempens erscheinen liessen.
Es waren nochmals grosse Abende, die das Orchester unter Schuricht erlebte -
und dies zu einer Zeit, da sich immer schwaerzere Nacht ueber Deutschland
herabsenkte, Sirenengeheul immer haeufiger die Menschen beim Konzerterlebnis
aus der Stimmung riss. Schuricht, dessen Dirigiergestik gegenueber den
dreissiger Jahren wesentlich sparsamer geworden war, erwies sich als geradezu
hervorragender Orchestererzieher. Das Dresdner Wirken des Dirigenten, der
gleichzeitig seinen Wiesbadener Verpflichtungen wie solchen bei den
Berliner Philharmonikern nachkam, war ein Ereignis allerersten Ranges fuer
das Dresdner Musikleben. Kein Wunder, dass sich in den Kritiken jener Zeit
nicht selten Toene schwaermerischer Bewunderung finden: "Wer vermoechte
zu sagen, er habe die 3. Leonorenouvertuere schon je so hinreissend, so
ueber alle Vorstellungen gross erschaut und von spannungsgeladener Dramatik
erfuellt gehoert? Der Magier des Taktstockes war Carl Schuricht. Unerhoert,
wie er das Orchester gleichsam niederhielt, um die Entfesselung aller Kraefte
fuer die grossen Steigerungen aufzusparen. Nach der kroenenden Eroica erhob
sich ein wahrer Beifallssturm, der mit der Tat Schurichts und seiner Helfer
zugleich eins der schoensten Sinfoniekonzerte der letzten Zeit auszeichnete"
- aeusserte ein Rezensent ueber eines der letzten Konzerte, bevor das
duesterste Ereignis in der Geschichte des Orchesters eintrat.
Doch zunaechst erschien Mitte Juli 1944 in der Presse folgende Mitteilung:
"Carl Schuricht, der weltberuehmte Dirigent, uebernimmt die Leitung der
Dresdner Philharmonie vom 1. Oktober an".
Dr. Karl Laux kommentierte in der "Dresdner Zeitung" die Ernennung des
64jaehrigen Kuenstlers, der laengst seine Bereitschaft ausgedrueckt hatte,
die verwaiste Chefstelle zu uebernehmen, die er ja seit zwei Jahren de facto,
wenn auch nicht de jure innehatte: "Mit grosser Genugtuung werden die
Dresdner Musikfreunde von der Berufung Carl Schurichts an die Spitze der
Dresdner Philharmoniker Kenntnis nehmen. Dem Musikleben unserer Stadt ist
damit ein neuer, kraeftiger Impuls gegeben, der sich mannigfach auswirken
wird. Das Orchester, das seinen Ruf weit ueber Dresden hinausgetragen hat,
erhaelt damit einen Dirigenten, in dessen Hand das kostbare Instrument die
beste Pflege erfahren wird. Nicht nur, dass Carl Schuricht zu den allerersten
Dirigenten unserer Zeit gehoert, die Loesung ist auch deshalb als besonders
gluecklich und zukunftsverheissend zu nennen, da Schuricht schon seit langem
mit dem Orchester wie mit dem Dresdner Publikum aufs engste zusammengewachsen
ist. In letzter Zeit konnte man geradezu von ,Schuricht-Konzerten' der
Dresdner Philharmonie sprechen. Der begeisterte Anklang, den sie im Publikum
gefunden haben, ist ein Beweis dafuer, wie heimisch Schuricht in Dresden
ist...
Aber es kam alles ganz anders. Eine neue Saison unter Schuricht sollte es
nicht mehr geben, denn im September 1944 mussten Theater, Orchester und
kuenstlerische Vereine im Zuge des "totalen Krieges" schliessen. Die
Dresdner Philharmonie wurde aufgeloest, die langjaehrige Wirkungsstaette,
der Gewerbehaussaal, wurde bereits am 7. Oktober 1944 ein Opfer der ersten
Bomben, die auf Dresden fielen.
Den dritten Krieg und das dritte Reich vermochte der Klangkoerper
nicht heil zu ueberstehen. Der unter van Kempen und Schuricht erreichte
kuenstlerische Gipfelpunkt war jaeh einem existentiellen Tiefpunkt gewichen,
wie er schwerer nicht vorzustellen war. Carl Schuricht verliess Deutschland
noch im Herbst 1944 aus politischen Gruenden und liess sich - hier mit
offenen Armen empfangen - in der Schweiz nieder, wo er hochbetagt am
7. Januar 1967 verstarb. Nach Dresden kam er wie Paul van Kempen nach dem
Kriege nicht wieder zurueck, obwohl er mit den Philharmonikern weiterhin in
Verbindung stand, wie aus einem 1957 an den damaligen Orchestervorstand
Josef Zirkler gerichteten Brief hervorgeht, in dem es u. a. heisst: "Alte
liebe Zeiten rufen Sie mir wach - wie schoen und von Herzen miteinander
einverstanden haben wir doch immer zusammen musiziert. Es tut mir immer
so leid, dass der Krieg vielen von Ihnen so vieles genommen hat, aber Ihre
und Ihrer Kollegen frohmuetige Hochhaltung der Kunst und Ihre neue
hervorragende Stellung im internationalen Musikleben sind herrlich und
machen meinem alten Musikerherzen groesste Freude... Ich denke immer mit
alter Liebe an Euch alle."
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