Kurier
August 9, 1965
by Herbert Schneiber
This document is kindly supplied by Mrs. Martha Schuricht.
So ist es denn auch der Mensch Schuricht, der durch die Meister, denen er sechseinhalb Jahrzehnte dient, geformt wurde. Sich dem gewaltigen Oeuvre von Haydn bis Bruckner zu widmen, mag manchem als Beschränkung erscheinen. Doch abgesehen davon, daß sich auch hierin (und gerade am Beispiel Schurichts) der Meister zeigen kann, ist diese Wahl Zeugnis einer Liebe, einer Neigung des Geistes. Man darf ruhig von einem Bekenntnis sprechen. Das Ergebnis dieser Hinwendung zu den Genien der klassischen und romantischen Musik, ohne die vielen Menschen das Leben weniger lebenswert erschiene, läßt keine geringere Bezeichnung zu.
Schuricht musiziert Mozart. Drei Symphonien, von denen die erste, K.-V. 181, eigentlich eine Theaterrouvertüre italienischen Slits war, die zweite, die große g-Moll-Symphonie, K.-V. 550, zu den Gipfelpunkten des symphonischen schaffens überhaupt zählt, und die dritte, die "Linzer Symphonie", K.-V. 425, den Idealfall eines festlich-heiteren Finales repräsentiert.
Schuricht musiziert Mozart mit den Wiener Philharmonikern. Das bedeutet doppeltes und zweifaches Einverständnis, vor jedem Auftakt, bei jedem Akzent, in jeder Phrasierung. Das Wissen um das Geheimnis dieser Musik teilt sich auf beglückende Art und Weise auch dem Publikum mit. Es fühlt den Dirigenten als Instrument, das Orchester als Mitterbeide inspiriert von dem, den zu hören noch niemand müde geworden ist: Wolfgang Amadeus Mozart.
Der Beifall am Ende nahm keines. Galt er doch einem Mann, der 85 Jahre lang nicht müde wurde, Mozart zu dienen. Man muß nur die richtigen Herren haben. Dann bleibt man jung.
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